Lesung

Montag  21. März   18.00 Uhr

Der Trost des Nachthimmels

Dževad Karahasan

Dževad Karahasan

In Isfahan, der Hauptstadt des Seldschuken-Reiches, stirbt unerwartet ein hochangesehener Mann. Der Sohn des Verstorbenen fordert Aufklärung. An den Ermittlungen nimmt auch der Hofastronom Omar Chayyam teil. Er kommt zu dem Schluss, dass der Mann vergiftet wurde. Dabei hatte er versucht, den Trauernden davon zu überzeugen, dass es besser wäre, sich an den Vater zu erinnern, wie er war, anstatt dieses Bild durch Ermittlungen in Zweifel zu ziehen. Was fangen sie nun mit dieser Wahrheit an?
Kurz darauf verdüstert sich der Horizont. Hofintrigen und soziale Spannungen bedrohen das Reich von innen, während ihm Kreuzritter und Mongolen von außen gefährlich werden. Doch der Sultan lehnt die Gründung eines Nachrichtendienstes zur Gefahrenbekämpfung ab. Ein verhängnisvoller Fehler. Als der berühmte Mathematiker und Dichter Jahrzehnte später Rechenschaft über sein Leben ablegt, ist das Reich zerfallen. Eine Terrororganisation, angeführt von einem früheren Weggefährten Omar Chayyams, versetzt die Gegend in Angst.

Mit epischer Kraft, den Scharfsinn und die Ohnmacht seiner Protagonisten im Blick, schildert der große bosnische Schriftsteller Dževad Karahasan, wie der heraufziehende religiöse Fundamentalismus eine blühende, von geistiger Vielfalt und Toleranz geprägte Epoche zerstört.

Leseprobe 1

Leseprobe 2

Kritik von Tobias Schwartz im Tagesspiegel

Dževad Karahasan, geboren 1953 in Sarajevo, ist Romanautor, Dramatiker, Essayist und Literatur-wissenschaftler. Ohne zu übertreiben kann man ihn den bedeutendsten bosnischen Schriftsteller der Gegenwart nennen.
Nach seinem Studium der Literatur- und Theaterwissenschaften promovierte er in Zagreb und arbeitete schließlich an der Akademie für Szenische Künste an der Universität Sarajevo. 1993 flieht Karahasan aus der belagerten Stadt und ist anschließend Gastdozent an zahlreichen europäischen Universitäten, 2009 auch an der Humboldt Universität in Berlin.
Gleichzeitig arbeitet Karahasan auch als Dramaturg und Dramatiker, und seine Inszenierungen sind außer in Deutschland und Österreich auch in Tschechien, Polen, Singapur und der USA zu sehen.
Als Brückenbauer zwischen deutschsprachigen Ländern und Bosnien-Herzegowina wurde Karahasan 2012 mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet und hat auch sonst zahlreiche Ehrungen und Preise für sein Engagement erhalten. Angesichts der aktuellen politischen Lage ist Karahasans literarische Stimme umso wichtiger. Denn diese ist auf Dialog, Vermittlung und Konfliktlösung ausgerichtet und erreicht die Menschen weit über die Grenzen Bosnien-Herzegowinas hinaus.
Neben Essays und Zeitschriftenartikeln veröffentlichte Karahasan eine Vielzahl an Büchern, seinen aktuellen Roman stellt er heute vor. „Der Trost des Nachthimmels“ entführt den Leser ins Persien des 11. Jahrhunderts.

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Sofern nicht anders angegeben finden alle Veranstaltungen bei uns im
südost Europa Kultur Zentrum in der Großbeerenstraße 88 in Kreuzberg statt, U-Möckernbrücke.


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